Deutschlands gigantischer Belagerungsmörser im Zweiten Weltkrieg: 2-Tonnen-Granaten gegen Betonfestungen!H
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Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs strebte das nationalsozialistische Deutschland danach, immer stärkere und spezialisiertere Waffen zu entwickeln, um seine militärischen Ziele durchzusetzen. Eine dieser beeindruckenden Entwicklungen war das sogenannte Karl-Gerät, insbesondere die Variante Gerät 040, die den Spitznamen „Ziu“ trug. Dieser selbstfahrende Mörser gehörte zu den schwersten jemals gebauten Artilleriegeschützen und wurde speziell für die Zerstörung extrem gut befestigter Ziele wie Bunker, Festungen und Stadtmauern konzipiert.
Der Karl-Gerät wurde von der Firma Rheinmetall in den späten 1930er-Jahren entwickelt. Seine Aufgabe war es, massive Festungsanlagen zu durchschlagen, die mit herkömmlicher Artillerie kaum zerstörbar waren. Das Gerät wog über 124 Tonnen und verfügte über ein Kaliber von 60 cm. Die abgefeuerten Granaten wogen bis zu 2.170 Kilogramm und hatten eine enorme Sprengkraft. Aufgrund seiner Größe und seines Gewichts war der Karl-Mörser nicht einfach zu transportieren oder zu bedienen – er benötigte spezialisierte Besatzungen, Begleitfahrzeuge und Schienen- oder Straßenunterstützung.
Der Einsatz des Geräts erforderte eine präzise Planung. Es dauerte Stunden bis Tage, um den Mörser in Schussposition zu bringen, zu justieren und zu beladen. Trotz dieser logistischen Herausforderungen war seine Wirkung verheerend – ein einziger Schuss konnte Betonmauern von mehreren Metern Dicke durchschlagen oder ganze Gebäudekomplexe zum Einsturz bringen.
Eines der bekanntesten Einsatzgebiete des „Ziu“ war die Schlacht um Sewastopol auf der Krim im Jahr 1942. Die sowjetische Verteidigung war extrem gut befestigt, mit unterirdischen Bunkern, Panzerabwehranlagen und schwerem Artilleriebeschuss. Der Karl-Mörser wurde eigens dorthin transportiert, um die sowjetischen Stellungen zu zerschlagen. Mehrere Granaten trafen das unterirdische Befestigungssystem „Maxim-Gorki“, und der Einsatz trug maßgeblich zur Einnahme der Stadt bei.
Ein weiteres markantes Beispiel war der Einsatz während des Warschauer Aufstands im Jahr 1944. Dort wurde der Karl-Gerät eingesetzt, um den Widerstand der polnischen Heimatarmee in der Hauptstadt zu brechen. Die Wirkung des Mörsers war so zerstörerisch, dass ganze Gebäudeblöcke binnen Minuten vernichtet wurden.
Trotz seiner Feuerkraft war der Karl-Mörser jedoch kein „Game Changer“. Aufgrund seines extrem hohen Gewichts, der eingeschränkten Mobilität und des hohen logistischen Aufwands war sein taktischer Einsatz begrenzt. Auch war die Schussreichweite im Vergleich zu anderen Geschützen mit nur etwa 10 Kilometern
relativ gering.
Insgesamt wurden sieben Exemplare des Karl-Geräts gebaut, die jeweils individuelle Spitznamen wie „Ziu“, „Odin“, „Thor“ oder „Loki“ trugen – allesamt entnommen aus der nordischen Mythologie. Heute existieren nur noch Fragmente dieser Waffen, etwa ein Fahrgestell in Kubinka (Russland), das im Panzermuseum ausgestellt ist.
Der Karl-Gerät steht symbolisch für die deutsche Kriegsmaschinerie: technischer Einfallsreichtum, kombiniert mit extremer Gewalt und rücksichtsloser Zielstrebigkeit. Doch trotz seiner beeindruckenden Dimensionen konnte auch diese „Wunderwaffe“ den Ausgang des Krieges nicht mehr beeinflussen. Ihre Geschichte bleibt jedoch ein eindrucksvolles Zeugnis der Ingenieurskunst – und der zerstörerischen Ambitionen jener Zeit.